Heinrich Hoffmann

Heinrich Hoffmann, der auch unter den Pseudonymen Polykarpus Gastfenger, Heulalius von Heulenburg, Reimerich Kinderlieb und Peter Struwwel fungierte, war praktischer Arzt, Nervenarzt, Kinderbuchautor, Gedichteschreiber, Humorist, Satiriker und Liberaler. 1848 saß er als einer der zwölf Frankfurter Vertreter im sog. "Vorparlament".

Obwohl er für das erste deutsche psychiatrische Krankenhaus verantwortlich zeichnete, in dem die Patienten als solche behandelt, und nicht wie Vieh weggeschlossen wurden, ist er bis heute vor allem als Autor des "Struwwelpeter" bekannt. 

Kurzbiografie

Am 13. Juni 1809 wird Heinrich Hoffmann in Frankfurt am Main geboren.

1829 bis 1832 Medizinstudium an der Universität Heidelberg (7 Semester). 1832 bis 1833 Studium der klinischen Medizin an der Universität Halle (10. August: Promotion).

1833 bis 34 folgen Studienaufenthalte in Pariser Hospitälern.

1835 läßt sich Hoffmann als praktischer Arzt und Geburtshelfer im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen nieder. Mit anderen Arztkollegen betreut er die Armenklinik, die auch mittellose Kranke in den umliegenden Dörfern kostenlos versorgt.

1840 heiratet er die Kaufmannstochter Therese Donner. 1841 Geburt des ersten Sohnes Carl Philipp.

1844 Anstellung als Anatom am Senckenbergischen Institut. Hoffmann glänzt als Festredner bei der Einweihung des Goethe-Denkmals.

Im Dezember Geburt der Tochter Antonie Caroline. Die Urfassung des "Struwwelpeter" als Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn Carl entsteht.

1845 erscheint die erste gedruckte Ausgabe des "Struwwelpeter".

1848 Geburt des Sohnes Eduard. Der Struwwelpeter in der noch heute gültigen Fassung wird veröffentlicht.

Hoffmann wird Mitglied im Vorparlament, das die erste deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vorbereitete.

1851 findet Hoffmann seine Lebensaufgabe. Er wird Ärztlicher Leiter der "Anstalt für Irre und Epileptische" in Frankfurt.

Trotz vieler Widerstände realisiert er seinen Plan einer modellhaften psychiatrischen Klinik. Diese wird 1864 vor den Toren der Stadt eingeweiht. Die Frankfurter nennen sie wegen ihres prächtigen neugotischen Baustils liebevoll "Irrenschloß".

Hier wirkt und lebt Hoffmann mit seiner Familie bis zur Pensionierung 1888.

Am 20. September 1894 stirbt Heinrich Hoffmann in Frankfurt am Main.

Seine Werke

1833 - Das Breviarium der Ehe

1842 - Gedichte

1843 - Die Mondzügler (Komödie)

1845 - Der Struwwelpeter (Urfassung)

1848 - Handbüchlein für Wühler oder Kurzgefaßte (politische Satire)

1849 - Heulerspiegel (politische Satire)

1851 - König Nußknacker und der arme Reinhold

1851 - Die Physiologie der Sinnes-Hallucinationen

1854 - Bastian der Faulpelz

1857 - Im Himmel und auf der Erde. Herzliches und Scherzliches aus der Kinderwelt

1858 - Allerseelen-Büchlein, eine humoristische Friedhofsanthologie

1859 - Beobachtungen und Erfahrungen über Seelenstörungen und Epilepsie in der Irrenanstalt zu Frankfurt, 1851-1858

1860 - Der Badeort Salzloch (Satire)

1867 - Ein Liederbuch für Naturforscher und Ärzte

1871 - Prinz Grünewald und Perlenfein mit ihrem lieben Eselein

1873 - Auf heiteren Pfaden. Gesammelte Gedichte

Der Struwwelpeter - eine Erfolgsstory

Weihnachten 1844 schenkte der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann seinem dreijährigen Sohn Carl ein selbstgemachtes Bilderbuch.

Unter dem Titel "Lustige Geschichten und drollige Bilder mit 15 schön kolorierten Tafeln für Kinder von 3-6 Jahren" wurde es unter dem Pseudonym "Reimerich Kinderlieb" 1845 erstmals veröffentlicht (Auflage: 3000 Exemplare).

Mit der 5. Auflage, die 1847 erschien, bekannte sich Hoffmann als Autor. Bis zur endgültigen Fassung des Buches um 1858, wurde noch einiges verändert, weitere Geschichten kamen hinzu, der "Struwwelpeter" wurde zum Titel des Buches. Bereits 1876 erschien die 100. Auflage.

Der "Struwwelpeter" wurde in viele Sprachen und Dialekte übersetzt, und avancierte zu einem der erfolgreichsten Kinderbücher der Welt. Mittlerweile liegt er in der 542. Auflage vor.

Sieh einmal, hier steht er.
Pfui! Der Struwwelpeter!

An den Händen beiden
ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.

Pfui! Ruft da ein Jeder:
Garst'ger Struwwelpeter!

Der Struwwelpeter lebt!

Wer kennt nicht die Verse über den Suppenkaspar, den Zappelphilipp, Paulinchen oder den Hans-Guck-in-die-Luft?

Der "Struwwelpeter" ist längst Kult, geliebt von Generationen, unverwüstlich in seiner Faszination.

Die Geschichten haben bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Auch wenn darüber von Pädagogen, Psychologen und alternativen Erziehern trefflich gestritten wird.

"Iß auf, lutsch nicht am Daumen, träum nicht oder sitz ruhig", dies sind längst überholte Erziehungsmethoden wettern die einen, während andere die einzelnen Geschichten als durchaus zeitgemäß interpretieren.

Denn Themen wie, "Spiel nicht mit dem Feuer" aus Paulinchen, das verbreitete Problem mit Essstörungen (s. Suppenkaspar), das "Lustigmachen über Menschen anderer Hautfarbe" aus der Geschichte mit dem Mohren, die Geschichte vom Zappelphilipp (gilt als klassische Darstellung der Hyperaktivität im Kindesalter, von der Hoffmann selbst betroffen war) und auch die Geschichte vom Hans-Guck-in-die-Luft (in Bezug auf den Straßenverkehr), können aktueller nicht sein.